Montag, 11. Februar 2008

Mein Reichtum

Den eigenen Reichtum erkennen und genießen, um nicht am eingebildeten, eingeredeten Mangel zu leiden.

Es ist so, dass sehr, sehr viel von dem um uns herum nicht wichtig, nicht wirklich wesentlich ist. Strenggenommen ist alles was über das Überleben hinausgeht, purer Luxus. Dennoch und das ist das Hauptproblem, werden wir immer und immer wieder damit konfrontiert, dass wir Mangel leiden (sollen).

- Wir haben zuwenig Freizeit.

- Wir können uns nicht das leisten was wir wollen

- Um unsere Gesundheit könnte es besser gestellt sein.

Sobald ich mich umsehe, erhalte ich dauerhaft die Botschaft: Sieh, das ist erstrebenswert und DU hast es NICHT“. Da wir als soziale Wesen darauf geeicht sind, auf unser Umfeld zu reagieren, landet dieses Mangelgefühl bei uns und weckt ein Bedürfnis. Genau genommen haben wir nur das Urbedürfnis uns weniger schlecht und mehr gut zu fühlen. Der „erlebt bekommene Mangel“ schafft ein unangenehmes Gefühl. Das wiederum widerspricht dem Grundbedürfnis (s.o.) und daraus entwickelt sich dann ein – nennen wir es Meta- Bedürfnis – danach den vermeintlichen Mangel abzustellen.

Den uns umschwirrenden Botschaften ist gemein, dass sie gleich mit der Mangelanzeige, den Bedürfnisbefriediger mitliefern.

Beispiel: VW wirbt für den vollkommen irrsinnigen, nutzlosen und überteuerten Touareg mit einem smarten Pärchen (Botschaft: Sind die schön...ich bin nicht so schön). Die beiden „toben“, mit dem „Bobby-Car für Große“ durchs Gelände (Botschaft: Die haben Spaß, ich habe nicht solchen Spaß). Flunkern sich dabei gegenseitig an (die sind locker drauf, ich bin nicht so locker drauf). Also denkt der Beobachter sich: „das würde ich auch gern mal“ Klar, dass sich die Masse dieses Fahrzeug nicht leisten kann, klar auch, dass nicht jeder Spaß daran hat, eine 70000 EUR Schüssel wie einen Trecker durchs Gelände zu dreschen. Klar aber auch, dass „Auto“, „Aussehen“, Spaß haben“ jetzt Bedürfnisse sind. Also nicht: jeder kauft das konkret beworbene, aber die Werbenden nutzen ohne Ausnahme die gleichen Schlüsselbedürfnisse, um uns das Gefühl zu vermitteln, das uns etwas fehlt. VW ist egal ob aus Frust jetzt erst einmal eine Pizza gefuttert wird oder ob so ein Wagen mal für ein Wochenende geliehen wird. Oder ob man selbst mit seiner Karre zum Waschstraße und danach in die Stadt fährt, um neue Klamotten zu kaufen und sich besser zu fühlen.

Zum Verständnis, die Botschaft lautet:

Was Du brauchst, hast Du nicht und Du kannst es auch nur von außen zugeführt bekommen. Das zwingt mich dann in einen Kreislauf: Nicht selbstbestimmte Bedürfnisse erfordern nicht selbst bestimmte Arbeit.

Will ich mich davon lossagen, meine Freiheit wieder zurückgewinnen, muss ich diesen Kreislauf erkennen und durchbrechen. Zu Beginn reicht vielleicht dieser Satz:

„Reichtum ist der Mangel an Bedürfnissen“.

Am meisten spare ich (und lebe ganz nebenbei am glücklichsten und zufriedensten) wenn ich akzeptiere, dass meine Empfindungen das Tor zu meinen Ressourcen (Arbeitskraft, Anstrengung, Geld) öffnen. Ich muss jetzt aber erkennen, dass meine Empfindungen nur von mir gemacht werden. Das echte Grundbedürfnis „gut fühlen“ kann ich beinahe immer von jetzt auf gleich befriedigen, indem ich mich einfach gut fühle, das jetzt Erlebte gutheiße und mich daran erfreue.

Eike Elser 11-02-2008

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